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Die genetische Familie der Haliotidae – Hybridisierung, Fortpflanzungsisolation und sympatrische Artbildung


Artikel als PDF-Datei (24 Seiten, 1899 KB, Stand: 08.10.2018)

Zusammenfassung:

Seeohren (Haliotidae) sind pflanzenfressende Meeresschnecken mit schönen Gehäusen oder Schalen und von großer wirtschaftlicher Bedeutung.  Das irisierende Perlmutt, mit dem das Gehäuse ausgestattet ist, wird von Materialwissenschaftlern intensiv erforscht mit dem Ziel, seine Struktur für den Einsatz in der Nanotechnologie nachzubauen. Das Fleisch der Seeohren ist seit langem eine überaus begehrte kulinarische Delikatesse. Seeohren sind Weichtiere und gehören zur Klasse der Gastropoden. Ihr einzigartiges Gehäuse mit seinem Bogen von Löchern (Trematabogen) ist ein sehr hervorstechendes Merkmal, durch das die Familie klar von anderen Schnecken abgegrenzt ist. Es wurden etwa 55 heute lebende Seeohren-Arten und 35 ausgestorbene Arten beschrieben. Überzeugende Bindeglieder im Fossilbericht, welche die Familie der Seeohren mit einer anderen Familie der Gastropoden verbinden könnten, wurden nicht entdeckt.

Die Wissenschaftler arbeiten daran, einen intrafamiliaren Stammbaum der Haliotidae aufzubauen. Das wird erschwert durch viele natürliche und künstliche interspezifische Hybriden, und diese liefern deutliche Hinweise auf einen einzigartigen, diskreten taxonomischen Status der Familie der Abalonen. Da Seeohren ablaichen, können Millionen von Spermien und Eiern gewonnen und für Untersuchungen der molekularen Mechanismen bei der Erkennung und Befruchtung der Gameten genutzt werden. Die Erforschung der Seeohren brachte wichtige neue Erkenntnisse über die Akrosomreaktion (Eindringen des Spermiums in die Eizelle) und deren Rolle bei der auf die eigene Art beschränkten Spermium-Ei-Erkennung. Die dabei erfolgende VERL*-Lysin-Wechselwirkung zeigt, wie ein intrinsischer Mechanismus der Fortpflanzungsisolation die molekulare Basis für sympatrische Artbildung bildet, also Artbildung ohne physische Trennung. Ähnliche Strategien finden sich bei vielen anderen Eukaryonten und ergänzen die Meiose beim Prozess der Artbildung. Die Seeohren zeigen somit in besonderer Weise, durch welche Mechanismen sympatrische Artbildung möglich ist, ein Vorgang, dessen Existenz lange Zeit weithin bestritten wurde.