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Die Suche nach der Arche Noah – Stand 1992; Die Arche auf dem Ararat – Erwartungen und Realitäten




->    Zum Beitrag Die Arche auf dem Ararat – Erwartungen und Realitäten von Thomas Fritzsche, Siegfried Scherer.

Seit in den 40er Jahren die Suche nach der Arche begann, mehren sich die Anzeichen dafür, daß Reste einer kahnartigen Struktur noch irgendwo auf dem Gebirge Ararat in der Osttürkei existieren. Diese Annahme stützt sich in erster Linie auf Berichte einzelner Personen, die behaupten, die Arche gesehen zu haben. Unglücklicherweise läßt sich keiner dieser Berichte durch Dokumentationsmaterial untermauern. Daher sind alle Berichte bis zu einem gewissen Grad fragwürdig und sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Man kann wohl mit Recht sagen, daß es ohne diese “Augenzeugen”-Berichte keinen Grund geben würde, nach der Arche zu suchen, denn die Bibel enthält keine Prophezeiung, die das Auffinden der Arche verheißt. Tatsächlich ist es unwahrscheinlich, daß die Arche ohne göttliches Eingreifen bis heute erhalten geblieben sein sollte.

Diese “Augenzeugen” beschreiben die Arche alle ungefähr gleich: ein langer rechteckiger Kahn, meist mit einer Laufplanke und einem “Fenster” auf der ganzen Länge. Sie befindet sich den Beschreibungen nach hoch oben auf dem Berg, jedoch nicht am Gipfel. Meist wird behauptet, daß nur ein Teil sichtbar ist, häufig am Ende langer, heißer Sommer. Der Rest ist von Steinen und Schnee bedeckt. Nach den meisten Beschreibungen liegt die Arche in sehr steilem Terrain, vielleicht auf einem Felssims, der mit der vorstehenden Kante eines Abhangs verbunden ist. Aus verschiedenen Gründen war bisher niemand imstande, die genaue Position festzulegen.

Die Bibel sagt, daß “die Arche sich auf dem Gebirge Ararat niederließ” (1. Mose 8,4). Ararat war zur Zeit des Mose ein Gebiet – ein Land, das nicht nur das heutige Ararat-Gebirge, sondern auch weitere Landstriche einschloß. Die Bibel macht also keine genaue Angabe über einen bestimmten Ort in diesem Gebiet, außer daß es sich um eine höhere Erhebung handelt, denn es dauerte noch zweieinhalb Monate, bis andere Berge auftauchten (Vers 5). Der Hauptgrund, auf dem Berg Ararat zu suchen, ist, daß die Mehrzahl der Augenzeugen diesen Ort als Fundort angeben und daß ihre Berichte – obwohl unabhängig voneinander – in den wichtigen Punkten übereinstimmen.

Die Bibel berichtet uns einiges über die Bauweise der Arche (1. Mose 6, 14-16). Sie hatte demnach drei Stockwerke, an der Oberseite eine Art “Fenster” und war innen und außen mit “Pech” versehen. Noah wurde beauftragt, “Räume” für die Tiere abzuteilen. Das Goferholz, aus dem die Arche gebaut wurde, konnte bis heute nicht identifiziert werden; es wird sogar angenommen, daß es sich dabei um ein synthetisches Material gehandelt haben könne.

Die Außenmaße werden in Ellen angegeben: dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Unter einer Elle wird gewöhnlich der Abstand von Ellenbogen zu den Fingerspitzen verstanden, aber dieses Maß schwankt von Zivilisation zu Zivilisation. Schätzungen gehen von 44 cm bis 61 cm für eine Elle. Man ist darin übereingekommen, einen Wert von 46 cm zu wählen, womit die Arche 137 m lang, 23 m breit und 14 m hoch wird. Selbst dann war es ein gewaltiges Schiff und sicherlich groß genug, um zwei (oder in anderen Fällen sieben) einer jeden “Art” der landlebenden, luftatmenden Tiere aufzunehmen. Außer diesen wenigen Details wird nichts weiter über die Arche berichtet, ausgenommen vielleicht, daß sie für die Fahrt gerüstet war.

Das erste Mal reiste ich 1971 in die Türkei; seitdem bin ich zwölfmal dort gewesen, zuletzt im Jahr 1989. Einige Expeditionen brachten mehr Erfolg als andere, aber jede war ein Abenteuer. Die Schwierigkeiten bestehen in allererster Linie darin, von der Zentralregierung die Erlaubnis zum Betreten der Bergregion zu erhalten, und im Umgang mit den Beamten vor Ort. Einmal auf dem Berg, konnten wir verschiedene Punkte näher untersuchen; wir fanden eine Reihe von archäologischen Artefakten, aber die Arche selbst wurde nicht entdeckt. Zahlreiche weitere Expeditionen haben sich der Suche angeschlossen, die Resultate waren ähnlich.

Früher erfolgte die Suche ausschließlich zu Fuß, doch in den letzten Jahren hat die türkische Regierung den Einsatz von Hubschraubern und Flugzeugen gebilligt. Da die Boden-Expeditionen nur von geringer Effektivität waren, besteht nach meiner Ansicht kein Grund für weitere Besteigungen. Auszunehmen wären vielleicht Sonarerkundungen auf der Eiskappe und Überprüfungen der aus der Luft gemachten Entdeckungen.

Die instabile politische Situation in der Region beschränkt den Zugang zum Osten der Türkei. Insbesondere ist die Forderung der kurdischen Minderheit nach Unabhängigkeit zu erwähnen. Durch die tragische Lage der Kurden im Irak hat diese Bewegung internationale Aufmerksamkeit erlangt. Die Grenzen der Türkei, des Iran und der früheren Sowjet-Republik Armenien treffen an der Basis des Mount Ararat aufeinander, Spannungen sind deshalb absehbar. Der Zusammenbruch der früheren Sowjetunion hat schon durch den Grenzkonflikt zwischen Armenien und Aserbeidschan die Region zusätzlich destabilisiert.

In den Jahren 1990 und 1991 erhielten gut vorbereitete Expeditionen die Erlaubnis, mit hochfliegenden Hubschraubern und empfindlichen Meßgeräten die Gegend sowohl aus der Luft als auch am Boden zu untersuchen. Beide Vorhaben mußten durch den Irak-Kuweit-Konflikt ausfallen, anschließend folgte das Kurdenproblem.

Ich selbst mußte meine Aktivitäten bei dieser Suche zurückschrauben, da meine Aufgaben am Institute for Creation Research in den letzten Jahren ständig zugenommen haben. Grundsätzlich bin ich weiterhin daran interessiert, doch plane ich selbst keine weitere Expedition. Dennoch bleibe ich in Kontakt mit den verschiedenen Unternehmungen, die derzeit um die Genehmigung nachsuchen; ich halte mir die Möglichkeit offen, an einer gut organisierten, mit modernsten Geräten ausgestatteten Befliegung teilzunehmen. Außerdem bestehen enge freundschaftliche Verbindungen zu weiteren Gruppen, die sich der Suche angeschlossen haben, aber ich stehe nur dem Namen nach in vorderster Linie aller Aktivitäten.

Interessanterweise behaupten einige Leute, daß man die Arche bereits gefunden habe. Sie verweisen auf eine bootförmige Struktur, die im Jahr 1959 während eines türkischen Kartierungsprojekts auf Luftbildern entdeckt wurde. Sie liegt etwa 27 Kilometer vom Gipfel des Großen Ararat entfernt, entspricht den in der Bibel angegebenen Maßen (157 mal 42 Meter) und hat eine stromlinienförmige “Bootsgestalt”.

Dieser Punkt wurde in den vergangenen Jahren wiederholt untersucht, zuerst im Jahr 1960 durch eine türkisch-amerikanische Expedition, dann von verschiedenen Gruppen in den 60er und 70er Jahren. Meine ersten Bemühungen, den Fund zu untersuchen, wurden vom Militär durchkreuzt; aber die zwei folgenden Reisen waren erfolgreicher. Meine Folgerung – und auch die von fast jedem anderen Team – ist, daß es sich zwar um ein ungewöhnliches geologisches Phänomen handelt, aber nicht um die Arche.

In den späten 70er Jahren begann Ron Wyatt die Gegend zu untersuchen. Obwohl selbst kein Wissenschaftler, erforschte Wyatt unermüdlich diese Region und stellte zahlreiche Beweislinien für seine Behauptung auf, daß es sich tatsächlich um die Arche Noah handelt. Schließlich tat sich Wyatt mit David Fasold, Dr. John Baumgardner, Dr. Allen Roberts und anderen zusammen.

Baumgardner, ein Geophysiker, konnte zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen an dieser Stelle ausführen, u.a. magnetometrische und seismische Messungen, Radaruntersuchungen und zuletzt auch eine Bohrung niederbringen. Obwohl er anfangs der Möglichkeit zugetan war, daß es sich um die Arche handeln könnte, meint Baumgardner heute diese Hypothese widerlegt zu haben; insbesondere fand man bei der Bohrung nur das Gestein, das auch auf den benachbarten Hügeln vorkommt, und nichts von archäologischer Bedeutung.

Inzwischen haben Wyatt und Fasold Bücher herausgebracht, in denen sie über die “Entdeckung” der Arche berichten; allerdings haben sich ihre Wege getrennt, und sie sind in zahlreichen Details nicht gleicher Meinung.

Wyatt behauptet, versteinertes Holz gefunden zu haben, das keine Baumringe aufweist. (Er vertritt die Auffassung, daß die vorsintflutlichen Bäume keine Ringe hatten.) Fasold behauptet, die Arche sei aus zementiertem Schilfrohr gebaut worden, das inzwischen zerfallen ist. Wyatt spricht von den Resten dreier Decks, Räumen und Bauholz, während Fasold nur den Abdruck des zerfallenen Schiffs als einzigen Überrest wahrnimmt. Beide verweisen auf “drogue stones”, Steine die an Seilen befestigt am Schiff hingen, um die stabile Lage zu gewährleisten und die Navigation zu erleichtern. Beide beziehen sich auf korrodierte Metallkörper, die, in Reihen angeordnet, die “Rippen des Schiffs” gewissermaßen nachzeichnen sollen. Sie wurden mit Hilfe von Metalldetektoren und einem “Frequenzgenerator” nachgewiesen. Letzteres Gerät, das u.a. aus zwei tragbaren Messingstangen besteht, die sich kreuzen, wenn das unter der Oberfläche liegende Objekt erfaßt ist, trug wesentlich zur Untermauerung ihrer Ansichten bei. Ich will kurz auf die einzelnen Punkte eingehen:

  • Meine eigenen Feldstudien, die Nachforschungen vieler anderer Mitarbeiter und zuletzt die mikroskopischen Untersuchungen der an dieser Stelle gesammelten Proben haben kein fossiles Holz nachweisen können. Die vorkommenden Gesteinsarten sind zwar etwas exotisch, ich habe jedoch weder Holz noch zementiertes Schilfrohr gefunden. (Übrigens hat versteinertes Holz aus der Zeit vor der Flut doch Baumringe. Wenn die Jahreszeiten vor der Flut auch nicht so ausgeprägt waren, haben sie augenscheinlich ausgereicht, um Ringe im Baumholz auszubilden; die Untersuchung versteinerter Baumringe aus den verschiedensten geologischen Schichten macht das deutlich.)

  • Zuverlässige Erkundungen des Untergrundes konnten mehrere verschüttete Lagen nachweisen, doch zeigten die Bohrungen, daß diese Lagen aus Gesteinen bestehen, die auch sonst in dieser Gegend vorkommen.

  • Die “drogue stones” wurden in einiger Entfernung von der fraglichen Stelle entdeckt; soviel ich weiß, finden sich die am nächsten liegenden in rund 22 Kilometern Entfernung. Sie unterscheiden sich praktisch kaum von den in dieser Gegend verwendeten Grabsteinen; gegenwärtig findet man sie auf Friedhöfen.

  • Die “Metallkörper” sind schlicht eine Übertreibung. In den benachbarten Bergen und auch am Fundort gibt es viel metallisches Erz. Außerdem findet man häufig Brocken von magmatischen Gesteinen, die von Natur aus einen hohen Anteil magnetischer Minerale enthalten. Ein Metalldetektor wird diese Mineralkonzentrationen anzeigen, die man versehentlich für metallene Objekte halten kann. Diese gelegentlichen Anhäufungen wurden nicht entlang einer Linie gefunden, aber Bänder, die die einzelnen Stellenmiteinander verbinden, scheinen eine Linie zu bilden. Weitere Erkundungen mit Metalldetektoren, ausgeführt von Baumgardner und mehreren voneinander unabhängigen Gruppen, konnten überhaupt kein Muster erkennen.

  • Der Frequenzgenerator mit seinen sich kreuzenden, tragbaren Messingstangen erinnert stark an die alte Kunst des Wünschelrutengehens – eine Praxis, die in der Bibel verurteilt wird. Bestenfalls kann man die mit diesem Gerät erzielten Resultate als kaum vertrauenswürdig bezeichnen. Beim Nachweis der Metallkörper stützt man sich jedoch am stärksten auf die von diesem Gerät gelieferten Ergebnisse.

Sowohl Fasold als auch Wyatt verstehen es, sich gut auszudrücken und sie haben ein positives Auftreten, wodurch viele überzeugt wurden. Mit Nachdruck haben sie sich und ihre Arbeit vorangetrieben, allerdings haben sie dabei viele Menschen eingeschüchtert und ernsthafte Wissenschaftler sowie Archesucher enttäuscht. Beide neigen dazu, andere Menschen persönlich anzugreifen, wenn sie nicht mit ihren Ansichten übereinstimmen. In ihren schriftlichen Äußerungen und Interviews haben sich beide geringschätzig über Christen im allgemeinen, und über das Institute for Creation Research im speziellen geäußert.

Die Fundstelle selbst hat inzwischen auch in der Türkei Aufmerksamkeit erregt; in der Hoffnung auf die Dollars der Touristen ist man bemüht, ihre Bedeutung als die Fundstelle der Arche Noahs zu fördern. Ein unmöbliertes “Besucher-Center” wurde gebaut, von dem aus man die Stelle überblicken kann. Unglücklicherweise ist es schwierig, dorthin zu gelangen. Eine enge, ausgefahrene Straße führt zu einen nahegelegenen Dorf; sie windet sich einen steilen Hügel empor und ist nur für wenige Autos befahrbar. Die Forderungen nach einer sechsspurigen Straße, die zu diesem Punkt führen soll, existieren nicht.

Die Folgerung aus meinen eigenen Untersuchungen, verbunden mit den Resultaten der mikroskopischen Analyse und den Überlegungen von Baumgardner und anderen Leuten, lautet: Die Struktur, die zwischen zwei Hügeln am Rand einer größeren Erhebung ausgebildet ist, entstand, als Erde und Schlamm von den benachbarten Hängen abrutschten; es entstand ein stromlinienförmiges Gebilde. Es sei abschließend gesagt, daß es eine rundum zufriedenstellende geologische Erklärung für diese Struktur gibt und keinerlei Hinweise von archäologischer Bedeutung.

Die Vorbereitungen zur Durchführung bedeutsamer Expeditionen im Sommer 1992 wurden durch die anhaltenden Spannungen in der Region reduziert. Während sich die Suche in den letzten Jahren gewandelt hat und die Atmosphäre durch viele Streitigkeiten vergiftet ist, hat die Zahl der Veteranen dennoch nicht abgenommen, die wiederkommen wollen; neue Gruppen versuchen ihre eigenen Projekte durchzuführen. Wir vertrauen darauf, daß die zukünftigen Expeditionen in aller Redlichkeit durchgeführt werden, jederzeit unter Gebet. Solange Gott nicht eingreift, wird der Verbleib der Arche ein Rätsel bleiben.

Aus: Impact Nr. 231, Sept. 1992; Übersetzung mit freundlicher Genehmigung des Autors.


Die Arche auf dem Ararat

Erwartungen und Realitäten

von Thomas Fritzsche, Siegfried Scherer

Inhalt

1. Arche Noah und Schöpfungslehre

Der vorliegende Bericht über den Stand der Suche nach Resten der Arche stammt von keinem Unbekannten: Dr. John D. Morris, Sohn von Henry M. Morris, einem der Autoren von “Die Sintflut” (Telos) und Direktor des Institute for Creation Research, war viele Jahre lang an der Suche nach der Arche beteiligt und hat in zahlreichen Vorträgen für dieses Projekt geworben.

Seine Äußerungen sind nicht als Abschlußbericht zu verstehen, denn die Suche wird fortgesetzt, sobald es die politischen Umstände zulassen. Aber ernüchternd ist seine Bilanz doch und wir müssen versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen, um die Bedeutung des Berichtes richtig einzuschätzen.

Einmal haben wir die Resultate von Wissenschaftlern, die mit hochsensiblen Meßgeräten und bewährten geologischen Arbeitsmethoden nachgewiesen haben, daß es sich bei der fraglichen Fundstelle um gewöhnliches Gestein handelt. Diese Wissenschaftler (z.B. Morris, Baumgardner) würden sicherlich viel dafür geben, wenn sie die Arche auffinden dürften. Sie sind entschiedene Verfechter der Schöpfungslehre in den USA und deshalb sind ihre Folgerungen von Bedeutung. Desto mehr ist ihr Vorgehen zu würdigen. Auf der anderen Seite stehen mit Fasold und Wyatt engagierte Leute, die akribisch jedes Argument zugunsten ihrer Sichtweise aufgreifen und in die Öffentlichkeit tragen. Über ihre geistliche Haltung wird nichts berichtet; deutlich klingt jedoch an, daß sie in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade zimperlich sind.

Es geht jedoch nicht um einige unbedeutende Differenzen in der Würdigung kleiner Details, sondern um einen klaren Standpunkt zu einer Frage, die viele Gläubige bewegt. Der vermeintliche Fund der Arche ist vielen Christen bekannt und wird oft ohne Einschränkungen akzeptiert.

Analysiert man die einschlägige christliche Literatur unter dem Aspekt, welche Argumente den allgemeinen Evolutionsanschauungen häufig entgegengehalten werden, so fällt auf, daß zwei Argumenten teilweise besonderes Gewicht beigemessen wurde: 1. Die scheinbar menschlichen Fußspuren neben Dinosaurierfährten am Paluxy-River (USA) werden gegen die geologisch-evolutiven Vorstellungen angeführt. 2. Der Fund der Arche wird als wichtiger Hinweis auf die Richtigkeit des biblischen Berichts angesehen.

Der erste Punkt wurde bereits 1986 in der Publikation von S. Scherer und R.Wiskin in factum und dem W+W-Sonderdruck «”Menschliche” Fußabdrücke in der Kreide: Ein Lehrstück für die Schöpfungsforschung» behandelt. Die Autoren haben sich darin von den Berichten distanziert.

Droht nun einem weiteren populären Argument, dem “Fund der Arche”, ebenfalls das “Aus”? Der Bericht von Morris deutet dies an, oder – vorsichtiger ausgedrückt – er bereitet darauf vor. Noch ist es zu früh, generell alle bisherigen “Zeugenaussagen” zu bezweifeln; zunächst müssen noch einige Details aufgearbeitet werden.

In der Vergangenheit haben viele Geschwister (darunter auch einer der Autoren dieses Beitrags) in dieser Frage als Multiplikatoren gewirkt und sich persönlich für die Glaubwürdigkeit der Funde verbürgt. Manche von ihnen werden den Bericht von Morris vorerst mit Zurückhaltung aufnehmen. Man muß außerdem berücksichtigen, daß für die Ausrüstung und Durchführung der Expeditionen in den USA und in Australien viele Spenden gesammelt wurden. Diesem Aspekt muß Morris sicherlich Rechnung tragen, denn auch er hat große Summen benötigt.

2. Geistliche Perspektiven

Es besteht kein Zweifel, daß man durchaus verschiedene Ansichten zum Arche-Problem haben kann, ohne daß damit das Wort Gottes im geringsten angezweifelt wird. Tatsächlich enthält die Problematik eine geistliche Perspektive, die in der Diskussion bislang leider viel zu kurz gekommen ist. Diese geistliche Perspektive – wir meinen damit das, was uns Gott in der Bibel mitteilt – muß man gründlich ausleuchten, wenn wir uns Fragen aus dem Grenzbereich Glaube/Wissenschaft stellen.

Im zweiten Petrusbrief (Kap. 3, 3-6) ist von den “Spöttern” in den letzten Tagen die Rede: “. . . und zuerst dies wißt, daß in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Begierden wandeln und sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an. Denn denen, die dies behaupten, ist verborgen, daß von alters her Himmel waren und eine Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, unterging.”

Schon zu der Zeit, als Petrus diese Zeilen schrieb, sehnte sich die Gemeinde nach der Wiederkunft Christi. Und hier ruft Petrus die Gemeinde auf, sich zu gedulden. Diejenigen aber, die sich in ihrer Erwartung einer schnellen Wiederkunft getäuscht sehen und zu ihrem alten Lebensstil zurückkehren, werden mit den Zeitgenossen Noahs gleichgesetzt. So wie die Menschen damals das bevorstehende Sintflutgericht nicht wahrhaben wollten, mißachten die Menschen unserer Zeit das zukünftige Gericht. Wo liegt jetzt die Bedeutung dieser Stelle im Hinblick auf den Arche-Fund? Um das herauszustellen, seien noch zwei weitere, sehr bekannte Bibelstellen angeführt:

“Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein.”

(Mt. 12, 39-40) “Denn weil ja in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, hat es Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten. Denn während Juden Zeichen fordern und Griechen Weisheit suchen, predigen wir Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Torheit.” (1. Kor. 1, 21-23)

Die Zusammenschau dieser Bibelstellen eröffnet der ganzen Diskussion doch einen anderen Blickwinkel. Gehen wir einmal von den Plänen aus, die Fundstelle der Arche zu einer Touristenattraktion zu machen. Ein Gebäude, das größere Besuchermengen problemlos aufnehmen kann, ausgestattet mit den üblichen Touristenmagneten, die einige Stunden kurzweiligen Aufenthalt gewährleisten und – als besonderer Leckerbissen – durch eine große Fensterfront einen freien Blick auf die Reste der Arche Noah. Den von Petrus so genannten Spöttern muß es da die Sprache verschlagen!

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal das Wesen (die Torheit!) unseres Glaubens: der Weg zum Heil führt über das Kreuz von Golgatha und nicht über den Ararat. Widerspricht es nicht dem von Gott vorgesehenen Heilsweg, wenn wir anderen Menschen mit der einen Hand den Weg nach Golgatha weisen und – wenn das nicht genügt – mit der anderen auf die Arche deuten? Hochkarätige wissenschaftliche Beweise für die Richtigkeit der Bibel, die schon fast auf einen Gottesbeweis, ein Zeichen, hinauslaufen, sollten wir nicht erwarten. Auch werden wir an die Geschichte mit dem goldenen Kalb erinnert (2. Mose 32). Kaum war Mose überfällig, der sichtbare Mittler zwischen Gott und dem Volk Israel, verlangte das Volk einen Ersatzgott, einen Götzen. Könnte es sein, daß das Bedürfnis mancher gläubiger Menschen nach “realen”, greifbaren Dingen wie der Arche einen Mangel im geistlichen Bereich anzeigt? In diesem Fall ist die Gefahr groß, mit oder wegen der materiellen Dinge Schiffbruch zu erleiden. Ist es Zufall, daß sich ausgerechnet die scheinbar beweiskräftigsten Argumente der Schöpfungslehre als fragwürdig erweisen?

Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, daß Morris ein Auffinden der Arche nicht generell ausschließt. Auch wir schließen einen Fund der Arche auf dem Ararat nicht aus. Solange die Faktenlage aber noch derart diffus ist, kann keine Aussage außer dem Satz “Wir wissen es nicht” getroffen werden. Vielleicht gefällt es Gott, der Menschheit unserer Zeit ein solch deutliches Zeichen zu geben, damit sie von ihren Wegen umkehrt. Das wird dann aber ein klares Zeichen sein und keine mit vielen Worten und zweifelhaften Dokumenten konstruierte Argumentationskette.

3. Konsequenzen für die Schöpfungsforschung bei Wort und Wissen

Bei Wort und Wissen sind die Paluxy-Fußspuren und die Arche-Funde nicht wie in anderen Gruppen zum Programm erhoben worden, so populär sie auch sein mögen. Zum Teil liegt das an den geologischen Vorstellungen, die J. Scheven in die Arbeit eingebracht hat. Ebenso wie schon im Fall der Paluxy-Fußabdrücke verträgt sich auch die Arche-Fundstelle nicht mit diesem sintflutgeologischen Modell. Demnach liegt zwischen dem Ende der Sintflut und der Entstehung des Gebirges, wo man die Arche gefunden haben will, eine längere Phase nachflutlicher Katastrophen. Diese Katastrophen dürften so gewaltig gewesen sein, daß die Arche zerstört wurde oder die spätere Gebirgsbildung nicht überstand. Es ist nach diesem Modell unwahrscheinlich, daß man noch Relikte der Arche finden wird.

Natürlich handelt es sich bei der Annahme nachflutlicher Katastrophen nur um ein mögliches sintflutgeologisches Modell (es existieren mehrere) und es wäre unangebracht, eine unbewiesene Hypothese zugunsten einer anderen unbewiesenen Hypothese aufzugeben. Eine Ablehnung der Arche-Sichtungen nur aufgrund eines mit menschlicher Weisheit formulierten Sintflutmodells ist abzulehnen. Die von Morris gewählte Ebene der sachlichen Diskussion, des Abwägens von verschiedenen Gesichtspunkten ist deshalb sehr begrüßenswert.

Schöpfungsforschung und Schöpfungslehre sind andauernde Gradwanderungen zwischen wissenschaftlich-analytischem Denken und kindlichem Vertrauen auf Gottes Wort. Ganz unabhängig von der augenblicklichen Faktenlage dürfen wir die eigentliche Basis unseres Glaubens und damit unseres Lebens niemals aus den Augen verlieren: Den Glauben an die Gnade in Christus (Röm. 3, 22-26). Der erste Hauptsatz der Schöpfungslehre gilt nach wie vor: “Durch den Glauben erkennen wir, daß die Welten durch Gottes Wort ins Dasein gerufen wurden” (Hebr. 11,3). Durch den Glauben, nicht durch die Wissenschaft, schon gar nicht durch scheinbar noch so überzeugende “Fakten” wie die Paluxy-Fußspuren oder die Arche auf dem Ararat!

Ebenso gilt – und das wird leider kaum öffentlich gesagt -, daß man auch nur durch einen allerdings andersartigen Glauben erkennen kann, ob die Welt und das Leben durch Evolution entstanden sind. Weil die Wissenschaft diese ihre Glaubenshaltung verschweigt und unter dem Vorwand der “objektiven Wissenschaft” versteckt, ist es uns als haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitern sowie als Mitgliedern, Freunden und Betern bei Wort und Wissen aufgetragen, unermüdlich die Grenzen der wissenschaftlichen Methode allgemein und die Schwächen der Evolutionslehre im besonderen zu betonen. Wenn wir die Evolutionslehre angreifen, dann fragt man uns jedoch zu Recht nach Alternativen: So sind wir ständig herausgefordert, Modellvorstellungen zu entwickeln, welche die fast unübersehbare Vielfalt der natur- und geschichtswissenschaftlichen Daten im Rahmen der biblisch offenbarten Heils- und Menschheitsgeschichte deuten. Solche Modellvorstellungen dürfen wir jedoch niemals mit Gottes Wort verwechseln.

Wir von Wort und Wissen wollen unseren Mitmenschen deutlich machen, daß man als Wissenschaftler an Evolution oder an Schöpfung glauben kann: Die Entscheidung ist weniger eine naturwissenschaftliche, sondern mehr eine geistliche. Wir lehnen Evolution erst in zweiter Linie aus wissenschaftlichen Gründen ab. In erster Linie haben wir erkannt, daß diese Ursprungsvorstellung in ihrem Grundansatz widerchristlich ist. Wenn wir uns gegen die Evolutionslehre und ihre Auswirkungen wenden, so bekämpfen wir aber keinesfalls die Menschen, die sich an die Evolutionslehre halten. Wir sehen es vielmehr als unsere Aufgabe, mit diesen Menschen in einen Dialog zu treten, unseren Glauben zu bezeugen und auch darauf hinzuweisen, daß Glaube und wissenschaftliche Arbeit einander nicht ausschließen. Für den “guten Ton” in diesen Gesprächen tragen wir als Christen zuallererst die Verantwortung.

Menschliche Weisheit hat häufig geirrt, sie kann sein wie ein Halm im Wind. Das könnte auch für die bei Wort und Wissen erarbeiteten Modellvorstellungen zur Geologie, Biologie und Urgeschichte gelten! Hüten wir uns also, unseren Glauben auf schöpfungs-“wissenschaftliche” Vorstellungen zu gründen. Bei allem noch so notwendigen denkerischen Bemühen von Wort und Wissen muß die eigentliche Bedeutung unseres W+W-Signums deutlich bleiben:

Das Wort vom Kreuz steht über dem Wissen des Menschen.