Skip to main content

Wort-und-Wissen-Info 4/2016


Grußwort

Liebe Freunde von Wort und Wissen,

seit 2014 gibt es den Nationalpark Schwarzwald am Hauptkamm des Nordschwarzwalds in der Region, in der sich auch die W+W-Geschäftsstelle in Baiersbronn befindet. Es gibt auch „Kirche im Nationalpark“, deren Ziel unter anderem ist, „Naturwissen und Naturbildung im Rahmen des biblischen Schöpfungsglaubens für Kinder und Erwachsene zu vermitteln“. In diesem Rahmen fand Ende Oktober eine Veranstaltung zur Frage der Vereinbarkeit von Schöpfung und Evolution statt. Wenig überraschend plädierte der Referent, Dr. Hansjörg Hemminger, für ein „sowohl – als auch“. So wie ein Auto zugleich rot und schnell sein könne oder wie ein Kind zugleich eine „Gabe der Natur“ und eine „Gabe Gottes“ sei, seien auch Schöpfung und Evolution keine Gegensätze. Die Bibel sei zudem ein „Zeugnis für den Glauben“, während die Kreationisten die Autorität der Bibel verabsolutierten und die Heilige Schrift „so definierten“, dass sie im Widerspruch zur Evolution stehe.

„Wenn Dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?“

Doch so einfach ist die Sache nicht. Wenn es um die Vereinbarung von Schöpfung und Evolution geht, stellt sich zum Beispiel die Frage: Hat Gott ein erstes Menschenpaar geschaffen oder gab es dieses gar nicht? Das sind aber – anders als die genannten Beispiele – zwei sich gegenseitig ausschließende Alternativen. Jesus Christus bestätigt ausdrücklich, dass es das erste Menschenpaar gab (Mt. 19,3ff) und verweist darauf, dass es so geschrieben steht; die Heilige Schrift ist für Jesus Autorität, wie auch andere Schriftstellen klar erkennen lassen. Nach der Evolutionslehre gab es aber keinen ersten Menschen. Also liegt hier ein direkter Widerspruch vor. Auch der Apostel Paulus hat mehrfach unmissverständlich und in wichtigen Zusammenhängen zum Ausdruck gebracht, dass es den ersten Menschen wirklich gab. Es gibt bei „Evolution und Schöpfung“ noch weitere schwerwiegende direkte Widersprüche dieser Art. Dass die Bibel Glauben wecken will, ist fraglos richtig, aber der Glaube hat einen Inhalt, und für Jesus und Paulus war es wichtig, dass das erste Menschenpaar zum Glaubensinhalt gehört. Das ist exegetisch übrigens kaum umstritten. Nur: Die meisten Theologen glauben heute, dass Jesus und Paulus einem mittlerweile veralteten Weltbild verhaftet waren, was nichts anderes hieße, als dass ihre Aussagen hier falsch wären. Doch so deutlich will man das gewöhnlich nicht sagen und versteckt sich hinter leeren Floskeln und falschen Vergleichen. Bei Wort und Wissen wollen wir am biblischen Wort bleiben, denn um mit Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf zu sprechen: „Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?“

Es grüßt Sie herzlich Ihr Reinhard Junker

„Wir wissen überhaupt nicht, wo wir herkommen“

In einem Interview äußerte sich der Austronaut Dr. Alexander Gerst zum Wissensstand über die Herkunft des Lebens: „Wir wissen überhaupt nicht, wo wir herkommen. Kein Wissenschaftler hat auf der Erde jemals Leben entwickeln können, aus dem Labor. Wir wissen nicht, wie Leben entstehen kann.“

Alexander Gerst ist Geophysiker und Astronaut. Fotos und Berichte von seinem ersten Einsatz 2014 im Weltraum, die er über die „sozialen Netzwerke“ verbreitete, verschafften ihm und der ISS-Mission große Popularität. Sicherlich weniger bekannt ist seine Dissertation; sie trägt den bemerkenswerten Titel „Die erste Sekunde einer strombolianischen1 Vulkaneruption“. Zwischenzeitlich wurde Gerst für eine zweite, sechsmonatige ISS-Mission in 2018 ausgewählt – als Kommandant. Die Bekanntgabe erfolgte am 18. Mai 2016 öffentlichkeitswirksam im Beisein von Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (Abb. 1).

Bei der Live-Berichterstattung (3sat, nano spezial) zur Landung der Sonde Schia­parelli auf den Mars (ExoMars-Mission der ESA) am 19. Oktober 2016 ist auch Gerst interviewt worden. Moderator Ingolf Baur befragte ihn u. a. zu Motivation und Nutzen der Mars-Missionen. Gerst erläuterte: „(…) Der Mars ist erstmal für uns natürlich Wissenschafts- und Entdeckungsziel, einfach um mehr über uns selbst zu lernen, über unsere Entstehung des Lebens. Wir wissen überhaupt nicht, wo wir herkommen. Kein Wissenschaftler hat auf der Erde jemals Leben entwickeln können, aus dem Labor. Wir wissen nicht, wie Leben entstehen kann. Der Mars zeigt uns das vielleicht.“

Solch ein lockeres Interview sollte gewiss nicht überbewertet werden. Dennoch klärt uns Gerst in wenigen Sätzen über den aktuellen Stand der Forschung auf: Das Wie und das Woher   des Lebens sind naturwissenschaftlich bislang nicht beantwortet. Leben konnte bisher nicht gemacht (entwickelt) werden; vielmehr noch: Es besteht ein Unwissen darüber, wie Leben überhaupt entstehen kann. Und zur Herkunft: Wir Menschen kennen sie nicht. Wenn Gerst hier eine Bestimmung des Ortes im Sinne hatte – auf der Erde und von anderen Himmelskörpern bzw. aus dem All – so tangiert dies die Grundfrage der Herkunft allerdings nicht.

Abb. 1   Europäisches Astronautenzentrum Köln, 18. Mai 2016. Von links: Pascale Ehrenfreund (Vorstandsvorsitzende DLR), Jan Wörner (ESA-Generaldirektor), ESA-Astronauten  Jean-François Clervoy und Alexander Gerst, Bundeskanzlerin Angela Merkel, ESA-Astronauten Samantha Cristoforetti and Pedro Duque. Foto: © ESA-Grothues.

Moderne Naturwissenschaft und Technik aber decken nur einen Teilbereich der Erfahrungs-, Wissens- und Erkenntniswelt des Menschen und seiner Lebenswirklichkeit ab. Die Bibel berichtet in einer Gesamtheit von der Herkunft des Lebens und des Menschen und auch von seiner Zukunft. Wird die Bibel als erstzunehmende und unabhängige Erkenntnisquelle betrachtet und akzeptiert, so können wir wissen, „wo wir herkommen“. Es ist der Gott der Bibel, der Schöpfer, der Himmel und Erde, das Leben und die Menschen erschaffen hat (Genesis 1-3, zahlreiche weitere Textstellen im AT und NT). Und Jesus Christus ist der Erstgeborene der ganzen Schöpfung und Mitschöpfer: „Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist (…); es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen“ (Kol. 1,16; Lutherbibel 2017).

Michael Kotulla

Anmerkung

1 Vulkane, die sich hinsichtlich ihrer Tätigkeit wie der Stromboli (Äolische Inseln, Süditalien) verhalten.

„Ein fundamentalistischer Lehrer hat geklagt …“

Richtigstellungen zum sogenannten „Affenprozess“ in Dayton, Tennessee, im Jahr 1925, einer viel zitierten und oft falsch wieder­gegebenen Geschichte

Der nachfolgende Text ist Teil eines Blogbeitrags von Holger Lahayne, Lehrer am Evangelischen Bibelinstitut in Litauen. Der ganze Beitrag „Traditionsabbruch der Evangelikalen“ (http://lahayne.lt/2015/07/16/traditionsabbruch-der-evangelikalen) ist sehr lesenswert; wir zitieren hier mit Erlaubnis des Autors eine Passage, die besonders für W+W-Freunde von Interesse sein dürfte.

Am 8.-9. Mai 2015 traf sich die Theologie-Initiative von „Emergent Deutschland“ in Fulda. Thema der Tagung: „Fundamentalismus“. … Peter Aschoff sprach auf der Tagung zum Thema „Die Neubelebung des Fundamentalismus“ (Podcast #84). Darin machte der Theologe und Pastor aus Bayern, sicherlich einer der intellektuellen Vordenker der emergenten Bewegung in Deutschland, Ausführungen zum berühmten „Scopes-Prozess“ in den USA im Jahr 1925 – einem Schlüsselereignis in der Geschichte des Fundamentalismus. Es ging damals, so Aschoff, um die Frage, ob Evolution an den Schulen gelehrt werden dürfe. „Ein fundamentalistischer Lehrer hat geklagt oder widersprochen. Der Gerichtshof hat entschieden: Sie darf gelehrt werden.“ Damit habe sich der amerikanische Fundamentalismus allmählich ins Ghetto begeben.

Leider ist nichts an dieser Darstellung richtig. Im sogenannten „Affenprozess“ in Dayton, Tennessee, wurde 1925 der Biologielehrer John T. Scopes angeklagt, weil er die Abstammung des  Menschen aus dem Tierreich gelehrt hatte (also kein „fundamentalistischer Lehrer“). Dies widersprach einem jüngst im Bundesstaat angenommenen Gesetz. Der Prozess wurde nicht von der evolutionskritischen, „fundamentalistischen“ Seite angestrengt, wie Aschoff zu verstehen gibt und wie man sogar in Jürgen Moltmanns Gott in der Schöpfung lesen kann. Er war vielmehr eine bewusst herbeigerufene Inszenierung der Evolutionsbefürworter und der „American Civil Liberties Union“ (der es auch hier weniger um Evolution als allgemein um freie Rede, Lehre und Pluralismus ging). Ziel der ACLU war es, das Anti-Evolutionsgesetz im Staat Tennessee, das den Darwinismus aus den Schulen verbannte, zu kippen und die Evolutionsgegner bloßzustellen.

Die Anklage vertrat William Jennings Bryan, einer der bekanntesten Politiker der USA und dreimaliger Präsidentschaftskandidat der Demokraten, der seit 1920 gegen die Evolutionslehre kämpfte. Scopes, der im Prozess fast überhaupt keine Rolle spielte, wurde verteidigt von Clarence Darrow, damals einer der erfolgreichsten Anwälte im Land.

Der Prozess erregte für die damalige Zeit ungeheure mediale Aufmerksamkeit. Jeder Satz, jedes Wort, wurde in ganz Amerika bekannt. Dem mit allen Wassern gewaschenen Darrow gelang es, Bryan auszutricksen. Er lud diesen völlig überraschend in den Zeugenstand; Bryan stimmte zu. Fragen zur biblischen Urgeschichte sollten den christlichen Fundamentalismus, den auch der Presbyterianer Bryan repräsentierte, als rückständig und primitiv erweisen. In der Kleinstadt Dayton ging Bryan als Sieger aus dieser Befragung hervor; ganz anders sah dies in den landesweiten Medien aus, was natürlich entscheidend und von Darrow auch so bezweckt war (eine wichtige Rolle spielte dabei der sehr bekannte Journalist H. L. Mencken, der keinen Hehl aus seiner Abscheu des Fundamentalismus machte und übrigens jede Religion verachtete).

Clarence Darrow (1922; links) und William Jennings Bryan (1902).

Trick Nummer zwei: Bryan konnte sein Abschlussplädoyer nicht mehr halten, da Darrow auf seines verzichtet hatte. Dies war ein wirklich geschickter Schachzug des Anwalts, denn Bryan hatte an der Rede und seinen Argumenten lange gefeilt. Sie sollte den Höhepunkt seines Plädoyers vor Gericht darstellen. Der Politiker starb kurz nach dem Prozess, aber seine Rede ist uns erhalten, denn sie wurde bald als Bryan’s Last Speech veröffentlicht.

Der Gerichtshof entschied damals in Dayton keineswegs, dass der Darwinismus gelehrt werden dürfe. Scopes wurde verurteilt. Aber das Ansehen aller Fundamentalisten in den Medien war stark beschädigt. Was diesen Prozess angeht, kann man eindeutig feststellen: Sie haben sich nicht „ins Ghetto begeben“, sondern sie wurden mit voller Absicht dort hinein gedrängt.

All diejenigen, die heute gerne auf den historischen Fundamentalismus eindreschen, sollten einmal Bryan’s Last Speech studieren. Bryan ging darin auf die Protokolle des Leopold-Loeb-Prozesses ein. Ein Jahr zuvor hatte Darrow dabei die jugendlichen Dicky Loeb und Nathan Leopold verteidigt, die einen äußerst grausamen und kaltblütigen Mord an einem 14-Jährigen begangen hatten. Er konnte mit einem sozialdarwinistischen Argument einen Freispruch erreichen: ein „ferner Vorfahre“ in der Kette der Evolution habe sie so gewalttätig werden lassen.

Der Text ist bis heute eine lesenswerte und fundierte Gesamtkritik der Evolution. Bryan argumentiert darin schlüssig und sauber, dass durch die Evolutionslehre die Grundlagen der Ethik und Moral und damit auch der Justiz zerstört werden. Es ist schon vielsagend und geradezu tragisch, dass Darrow, der kaltblütig den Sozialdarwinismus nutzte, vor dem Urteil der Nachwelt geradezu glänzend dasteht (im berühmten Film „Inherit the Wind“ verkörpert Spencer Tracey die Darrow-Figur als wahren Helden der Freiheit); und dass der moralisch integre Bryan trotz guter Argumente im Keller der Geschichte verschwand – als einer der ersten unverbesserlichen Kreationisten und Erz-Fundamentalisten. Es ist höchste Zeit, die evangelikal-fundamentalistische Geschichte von ihrem Staub zu befreien.

 

Buch-Neuerscheinung

Der vermessene Kosmos, 2. erweiterte Auflage

Ursprungsfragen kritisch betrachtet. Von Norbert Pailer und Alfred Krabbe

Norbert Pailer & Alfred Krabbe (2016) Der vermessene Kosmos. Ursprungsfragen kritisch betrachtet. Hänssler-Verlag. 260 Seiten, Hardcover, Format 17×24, ca. 180 Farbabb., 19,95 € (A: 20,60 €) / SFr 29,80

Raumsonden und Weltraumteleskope haben in den letzten Jahrzehnten zu bemerkenswerten Umwälzungen der Weltraumerkundung geführt. Zum einen stößt der Alleinerklärungsanspruch der Naturwissenschaft an seine Grenzen, zum andern führt die Komplexheit der neuen Fragestellungen in eine Art Erklärungsnotstand. Die Zeit einfacher Antworten auf Ursprungsfragen ist vorbei. Etablierte Antworten sind ins Wanken geraten.

Das vorliegende Buch bilanziert den Status quo auf der Basis gesicherter Daten. Mit dem Einblick in naturwissenschaftliches Arbeiten – dem Gewinnen von Daten bis zur Nachweisgrenze unserer Instrumente und der Interpretation dieser Daten mit Hilfe neu entwickelter Modelle – soll gleichzeitig auch ein Gespür für die Unsicherheiten der aktuellen „Fakten“-Lage geliefert werden. Dazu trägt nicht zuletzt die Dunkle Komponente im Weltraum bei. Weltraumerkundung gehört zu den größten Abenteuern menschlichen Geistes.

Am Ende wird kein neues „Modell der Weltentstehung“ entwickelt, sondern ein Interpretationskorridor diskutiert, der die astrophysikalischen Erkenntnisse mit dem Genesisbericht zu verbinden sucht.

Gegenüber der 2006 erschienenen 1. Auflage ist das Buch um 70 Seiten erweitert und aktualisiert. Außer den beiden Hauptautoren haben bei dieser Auflage auch noch einige Helfer aus der W+W-Fachgruppe Physik/Kosmologie mitgewirkt.

Kurze Inhaltsübersicht

Einleitung: An den Grenzen von Raum und Zeit

  1. Möglichkeiten und Grenzen astrophysikalischer Forschung
  2. Modell und Wirklichkeit
  3. Vom Aufbau des Kosmos
  4. Kosmologische Modelle
  5. Von Planeten und ihren Systemen
  6. Spuren der Schöpfung

Anhang: In den Weltraum gelinst

Stichwortverzeichnis, Literatur

 

Buch-Neuerscheinung – Für Kids & Teens

Das Geheimnis der Urmenschen

Ein Abenteuer mit Prof. Dr. Facto. Spannende Lektüre für Kinder ab etwa 9 Jahren

Birgit Brandl & Timo Roller: Das Geheimnis der Urmenschen. Ein Abenteuer mit Prof. Dr. Facto. MORIJA, Pb., Format DIN A 5, 100 S. mit zahlreichen farbigen Illustrationen, 5,95 € (A: 6,15 €) / SFr 8,95; Staffelpreis: 10 Expl. 44,95 €

Stammt der Mensch vom Affen ab? Wer waren die Neandertaler? Waren Steinzeitmenschen dumm? – Auf einer Abenteuertour durchs Felsental entdecken Lena und Tom eine wundersame Höhle, begegnen dem liebenswürdigen und bestens informierten Drachenprofessor Dr. Facto und erleben im Zeit-Labyrinth noch viel größere Abenteuer: Auf der Suche nach den Ursprüngen der Menschheit finden sie Antworten auf Fragen, die uns alle bewegen. Dieses Buch beleuchtet auf unterhaltsame, sachliche und unkonventionelle Weise das Spannungsfeld zwischen dem aktuellen Stand der Wissenschaft und den Aussagen der Bibel.

Für Kinder ab 9 Jahren – und interessierte Erwachsene. Die beiden Autoren verstehen es bestens, auf kindgerechte Weise und spannend zu schreiben.

Der Kern des Design-Arguments und warum die Kritiker daran scheitern

Die hochkomplexen informationsgesteuerten Systeme der Lebewesen verweisen klar auf einen Urheber. Trotzdem wird der Schluss auf einen Schöpfer massiv bestritten und für ungültig erklärt. Viele Kritiker verkennen aber den Kern des Arguments für einen Schöpfer und treffen daher das Design-Argument nicht.

Vermutlich ist den allermeisten Menschen intuitiv klar, dass die hochkomplexen informationsgesteuerten Systeme der Lebewesen auf einen Urheber verweisen. Für Christen ist dieser Urheber Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Es ist offensichtlich, dass die Designs der Lebewesen noch viel ausgeklügelter sind als alle Ingenieurs- und Programmierkunst von Menschen. Wenn also schon menschengemachte Technik ein großes Maß an Planung, Know-how und Steuerung benötigt, dann gilt das erst recht für die Konstruktionen der Lebewesen. Unter anderem liegt dem Design-Argument in der Biologie diese Logik zugrunde.

Obwohl dieses Argument sonnenklar erscheint, wird es enorm angefochten. In der wissenschaftlichen Welt – im wissenschaftlichen Mainstream – gilt es sogar als überholt. Unterschiedlichste Argumente wurden und werden gegen das Design-Argument aufgeboten, von ganz „platten“, die nur die Unkenntnis der Kritiker verraten, bis zu sehr aufwändigen Gedankenwindungen. Manche Kritik ist leicht widerlegbar, andere erfordert mehr Aufwand, um die Fehlerhaftigkeit aufzuzeigen.

Vor diesem Hintergrund haben Markus Widenmeyer und Reinhard Junker einen Grundsatzartikel unter der Überschrift „Der Kern des Design-Arguments in der Biologie und warum die Kritiker daran scheitern“ verfasst. Er soll helfen, den springenden Punkt des Design-Arguments zu verstehen. Wenn dieser klar ist, kann unberechtigte Kritik effektiver zurückgewiesen werden. Was aber ist der springende Punkt bzw. der Kern des Design-Arguments?

Der Design-Ansatz geht in seinem Kern von der fundamentalen Unterscheidung zwischen Geistigem und Nicht-Geistigem aus, zwischen geistigen und nicht-geistigen Ursachen, dem durch Geist und durch nicht-geistige Prozesse Verursachten, sowie den daraus resultierenden typischen Merkmalen. Geistbegabte Wesen (Personen) können sich Sachverhalte vorstellen, auch nicht existierende wie potenzielle zukünftige Zustände, und können daher Absichten haben und Ziele verfolgen sowie entsprechend planen und handeln, geeignete Mittel zum Erreichen des Zieles einsetzen, zu erwartende Hindernisse berücksichtigen usw. Aus diesem Grund sind geistig hervorgebrachte Gegenstände (z. B. Maschinen) häufig so gestaltet, dass ihre Teile in z.  T. äußerst komplexen und vielschichtigen Zweck-Mittel-Beziehungen stehen (vgl. Abb. unten – Beispiel einer Entsprechung Natur/Technik). Die Merkmalsmuster der Teile und ihrer Anordnung sind dabei oftmals sehr speziell, wobei diese Spezifität genau durch solche Zweck-Mittel-Beziehungen bedingt ist. Für das Verständnis des betreffenden Gegenstands (seiner Existenz, seines Soseins und seiner Entstehung) wäre eine Berufung auf ausschließlich nicht-geistige, physikalische Ursachen unbegründet und aus der Luft gegriffen.

Nichtgeistige Dinge und Abläufe haben die oben genannten Merkmale nicht. Sie sind völlig blind in Bezug auf Ziele oder das Erreichen eines Zieles durch geeignete Mittel. Sie können nicht Rücksicht oder Voraussicht auf irgendetwas nehmen, sondern die Dinge laufen einfach so ab, wie die Naturgesetze es (idealisiert) beschreiben. Die Merkmale von Gegenständen, die nicht-geistigen Ursprungs sind, unterscheiden sich in der Regel daher sehr deutlich von den Merkmalen geistig verursachter Gegenstände.

Eines von ungezählten Beispielen einer Entsprechung von Natur und Technik: Propeller der Ahorn-Frucht. (Fotomontage; fotolia.com)

Im ersten Teil des Artikels von M. Widenmeyer und R. Junker wird dieser Unterschied erläutert, der wesentliche Kern des Design-Arguments dargestellt und mit Illustrationen und Tabellen verdeutlicht. Es folgt eine Darstellung von typischen, konkreten Design-Indizien aus der Biologie.

Anschließend werden einige gängige Kritikpunkte am Design-Argument diskutiert. Zwei Kritikpunkte nehmen Bezug auf empirische Befunde, durch die das Design-Argument widerlegt worden sei: Seit Darwin sei ein natürlicher Entstehungsmechanismus bekannt, der einen Schöpfer überflüssig mache. Außerdem sprächen Design-Fehler gegen die Gültigkeit des Design-Arguments. In beiden Fällen kann gezeigt werden, dass die Kritik unzutreffend ist. Ein wichtiger Aspekt ist, dass der Fortschritt der Forschung das Design-Argument eher gestärkt als geschwächt hat.

Weitere Kritikpunkte werden als unabhängig vom Stand der naturwissenschaftlichen Forschung betrachtet. So wird gefordert, dass neben definierten Design-Indizien noch weitere, von diesen Indizien unabhängige Indizien für einen Schöpfer, seine Identität und seine speziellen Absichten erforderlich seien, um den Schluss auf einen Schöpfer ziehen zu können. Außerdem sei das Zusprechen geistiger Eigenschaften auf andere Wesen anthropozentrisch; Geist könne auch etwas ganz anderes sein. Diese Kritiken scheitern jedoch daran, dass sie auf den entscheidenden Kern des Design-Arguments gar nicht eingehen und darüber hinaus mit Thesen arbeiten, die absurde Konsequenzen nach sich ziehen.

Der 15-seitige bebilderte Artikel kann hier heruntergeladen werden.