Anmerkungen

  1. Die gute Abgrenzbarkeit auf Gattungsebene wird auch dadurch unterstrichen, daß sich die Abgrenzung der Gattungen mit mehreren in der Untersuchung berücksichtigten Arten bei verschiedenen Auswertungsmethoden nicht ändert. Würde man die Arten einer Gattung auseinanderreißen, ergäbe sich eine deutlich größere Baumlänge der Dendrogramme (Bateman et al. 1992, 526). Bis auf Lepidophloios gilt das auch, wenn die Betrachtung auf generative oder auf vegetative Merkmale beschränkt wird (Bateman et al. 1992, 533f.).
  2. Die Autoren sprechen von D-Genen ("developmental genes") nach Arthur (1984).
  3. Bateman (1994, 580) begründet die Komplexität des hypothetischen Vorfahren wie folgt (vgl. auch Bateman 1996, 96):
    1. Die Morphologie der scheinkrautigen Lepidophyten und der stark reduzierten Chaloneria macht nur dann biologischen Sinn, wenn sie entwicklungsmäßig reduzierte Abkömmlinge baumförmiger Vorfahren seien.
    2. Man sollte annehmen, daß der Erwerb sekundärer Gewebe dazu führte, daß diese im ganzen Pflanzenkörper zunächst einheitlich ausgeprägt waren, und daß regionale Differenzierungen später erfolgen (weil dafür eine komplexere Steuerung erforderlich ist). Allerdings ist die einzige Gattung der cladistischen Analyse von Bateman et al. (1992) mit durchgängigem Sekundärxylem die fortschrittliche, monosporangiate Gattung Diaphorodendron (Bateman 1994, 580).
    3. Aufgrund des entwicklungsbiologischen Sparsamkeitsprinzips wäre zu erwarten, daß bei ursprünglichen Gattungen die überirdischen und unterirdischen Teile einander maximal ähneln. Unter der Annahme, daß ein großes, oft verzweigtes Stigmariensystem als ursprünglich anzusehen ist, folgt daraus, daß solche Gattungen primitiv sein sollten, die eine ausgiebig dichotom verzweigte Krone besitzen (dann besteht eine gute Entsprechung zum Stigmariensystem). Das trifft auf Synchysidendrin, Lepidodendron und Lepidophloios zu, die wiederum sonst relativ wenig plesiomorphe Merkmale aufweisen, sondern "Bäume mit einer Architektur von mittlerer Komplexität" darstellen (Bateman 1994, 581).
    Aus dieser verzwickten Situation schließt Bateman (1994, 581), daß die gesuchte Form, die an der Basis der karbonischen Lepidophyten steht, eine bislang unbekannte Architektur besitzen müsse.
  4. Über verschiedene oberdevonische und unterkarbonische Gattungen schreibt Thomas (1978, 327): "The available evidence seems to suggest that the largest of these plants had a main trunk with a crown of dichotomizing branches. The leaves were generally persistent although they may have withered and collapsed later in life. We know very little about their structure, and no anchoring or rooting organs have been described. The reproductive organs of most genera are unknown, and what little we know of the others suggests that some were homosporous while others were heterosporous." Cichan & Beck (1987, 1750) stellen fest: "Despite the fact that the Lepidodendrales is one of the best-understood plant taxa of the Carboniferous, relatively little is known about the early evolutionary history of the group, in particular the phylogenetic events that occurred prior to the invasion of the coal swamps."

Glossar

Außengruppe:
zum Vergleich einer bestimmten Organismengruppe herangezogene entfernter verwandte Gruppe.
Autapomorphie:
fortschrittliches ("höher entwickeltes"), ein bestimmtes Taxon (taxonomische Gruppe) betreffendes Merkmal.
Cladismus:
Bezeichnung für phylogenetische Systematik (Stammbaumrekonstuktion) auf der Basis gemeinsamer fortschrittlicher Merkmale (-> Synapomorphie).
Dendrogramm:
Verzweigungsschema, das -> Synapomorphien widerspiegelt.
Heterochronie:
Zeitliche Verschiebung von Vorgängen während der Ontogenese (Individualentwicklung), z. B. verfrühte Geschlechtsreife.
Konvergenz:
mehrfach unabhängig entstandenes bau- oder funktionsgleiches Merkmal. (In diesem Artikel werden nur baugleiche Konvergenzen berücksichtigt.)
monophyletisch:
von einem einzigen Vorfahren abstammend.
Synapomorphie:
fortschrittliches Merkmal, das mehrere Taxa einer Abstammungsgemeinschaft besitzen (-> Autapomorphie).

Literatur

  • Arthur W (1984) Mechanisms of morphological evolution. Chichester: John Wiley & Sons.
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